Das spätromanische Portal

Einen auffälligen und für eine Dorfkirche dieser Größe außergewöhnlichen Bauschmuck zeigt die südliche Portalanlage. Betont wird der Zugang nicht nur durch die qualitätvolle Steinmetzarbeit am Säulenportal, sondern auch durch die etwa 20 cm vorstehende Rahmung mit umziehendem Kantenstab. Das Portal ist zweifach gestuft und in den seitlichen Rücksprüngen jeweils mit einer Säule besetzt. Im Überfangbogen sind zwei kräftige Rundstabarchivolten eingelegt. Kämpfer, Basen und Kapitelle sind mit dem Gewände verbunden, während die Säulenschäfte freistehen. Die Basen der westlichen Säulen sind vollständig verwittert; nur an den östlichen ist die Profilierung noch zu erkennen.

Die Säulen sind mit ornamentierten Oberflächen geschmückt, wobei die beiden Außenstützen eine Zickzackbänderung mit lilienbesetzten Spitzen, die hinteren gedrehte Kanneluren aufweisen. Die kelchförmigen Kapitelkörper werden von Laubwerk umzogen. Auf den Kämpfern der Türpfosten ruht ein sandsteinernes Tympanon. Eine Mittelleiste teilt das Bogenfeld über der Tür. Auf jeder Seite sind elf Muschelrosetten in den Kehlungen angeordnet bzw. je eine Blattrosette zentral in den Feldteilen, deren rechte bis auf einen geringen Rest verloren gegangen ist.

Die Naundorfer Portalanlage, die nach neuesten kunsthistorischen Forschungen für diese Kirche geschaffen wurde, steht in mehrerlei Hinsicht der Portalornamentik der Petersberger Stiftskirche nahe. Der Grund für die offensichtliche Zurschaustellung Petersberger Formengutes dürfte in den engen Verbindungen zwischen Stift und Dorf zu finden sein, wie sie aus Urkunden der Jahre 1207 und 1208 mit der Zuweisung umfangreichen Landbesitzes an das Kloster zu entnehmen sind. Nur kurze Zeit später, zwischen 1210 und 1220 entstand der Naundorfer Kirchenbau, wobei man jedem Besucher schon vor dem Betreten der Kirche durch das qualitätvolle Portal deutlich vor Augen führen wollte, wer Besitzer des Gotteshauses war – das Stift auf dem Petersberg.

Die Dölbauer Chronisten schrieben am 2. Oktober 2015 in der Ausgabe 19/2015 des Amtsblattes der Gemeinde Kabelsketal: „Das Portal, notdürftig durch einen Vorbau geschützt, weist große Verwitterungsschäden auf. Eine Gefahr stellen die beiden linken Säulen dar; die Standfläche ist stark geschädigt, es besteht sogar die Möglichkeit, dass sie herabstürzen. Um das zu verhindern, hat am 2. September ein Restaurator mit Holzleisten und Spanngurten beide linke Säulen fixiert. Dies ist ein vorübergehender Schutz. Ziel und Wunsch ist es, den weiteren Verfall zu stoppen und das Portal zu restaurieren.“

Die Bilder zeigen den Zustand vor der Portalrestaurierung.