Herr Dörrheit aus Osmünde fragte beim Förderkreis nach der Existenz einer Glocke in Kleinkugel an, die bei der Erfassung von Glocken zur Einschmelzung für Kriegszwecke laut Unterlagen des Saalkreises im Jahre 1917 in Verbindung mit einem Betsaal existiert haben soll. Hierzu konnte folgendes ermittelt werden:
Der Ortsteil Kleinkugel gehörte bis 1950 als zum damaligen Saalkreis gehörende Gemeinde zum Kirchspiel Dieskau. Im Jahre 1906 wurde in Kleinkugel das jetzt noch existierende Schulgebäude (heute Wohnhaus) errichtet. Der Südgiebel dieses Schulgebäudes erhielt auskragend eine überdachte Konstruktion mit einer Glocke. Dadurch wurde ermöglicht, dass die Bürger nicht mehr zum Gottesdienst nach Dieskau laufen oder fahren mussten, denn nun erfolgten diese Veranstaltungen sonntags und feiertags in der Schule, also an Tagen, an denen kein Schulunterricht stattfand. Ein Unterrichtsraum hatte also gleichzeitig die Funktion eines Betsaales.
Diese Glocke überlebte den ersten Weltkrieg, wurde jedoch 1942 oder 1943 für den „Endsieg“ abgenommen, besser wohl herabgestürzt, denn unten angekommen steckte sie fast vollständig im Erdboden des neben dem Schulgebäude befindlichen Gartens. Erst mit Hilfe von Ochsen des benachbarten Bauern Höschel konnte sie herausgezogen und bis zum Kleinkugler Dorfplatz geschleppt werden, von wo aus ihr weiterer Abtransport erfolgte. Das „Leben“ dieser Glocke endete mit größter Wahrscheinlichkeit im Schmelzofen. Sie hatte den ersten Weltkrieg überlebt, den zweiten nicht mehr! Die Konstruktion zur Aufhängung wurde nach dem Abnehmen der Glocke entfernt.
Diese Informationen ergaben sich bei einem Gespräch mit Herrn Herbert Worg am 21. Dezember 2016.
Anmerkung: leicht überarbeitete Fassung vom Januar 2017.