In der Jahresplanung 2018 haben wir voraus geschaut auf eine Exkursion mit Kolloquium nach Hayna bei Schkeuditz und anschließend nach Naundorf. Nachfolgend der von Förderkreismitgliedern für das Amtsblatt der Gemeinde Kabelsketal verfasste Bericht.
Zwei romanische Portale im Mittelpunkt einer Exkursion
Es ist schon bemerkenswert und sicher auch kein Zufall, dass ca. 16km Luftlinie von Naundorf entfernt in Hayna, einem Ortsteil von Schkeuditz, ebenfalls eine Dorfkirche mit einem romanischen Portal existiert, das sowohl in seinen Abmessungen als auch mit seiner kunstvollen Gestaltung eine große Ähnlichkeit mit dem Portal unserer Naundorfer Kirche aufweist. Beide Portale sind zweistufig, d.h. sie haben auf jeder Seite zwei reich verzierte Säulen, und sie weisen ein ähnlich gestaltetes Tympanon (Bogenfeld) auf. Sie laden an ihren jeweiligen Standorten zum Eintreten ein und ihre Schönheit weist auf die Bedeutung des Inneren hin. Beide Sandsteinportale sind Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden und die Verwitterungsschäden über den langen Zeitraum erforderten eine Restaurierung.
Herr Voß, der 1. Sprecher unseres Förderkreises Romanisches Portal Kirche Naundorf, hatte am 14. April 2018 die Freunde der Bau- und Kunstdenkmäler aus Halle (ca. 30 Personen), den Förderkreis und die Restauratoren beider Portale sowie weitere Gäste zu Vor-Ort-Besuchen zuerst in Hayna und dann in Naundorf sowie zu Gesprächen über die durchgeführten Arbeiten in einem Kolloquium eingeladen.
In Hayna berichtete Herr Gläser als Bildhauer und Verantwortlicher für die Restaurierung vor dem Portal über den im Jahre 1997 vorgefundenen Zustand und die durchgeführten Arbeiten. Die Säulen waren bereits im Museum gelagert worden und Pflanzen wuchsen aus den Fugen. Nach der Sicherung und Festigung der vorhandenen Steine und Fugen erfolgten Steinergänzungen.
Drei der eingelagerten Säulen konnten nach der durchgeführten Festigung mit Kieselsäureester wieder aufgestellt werden; zur Herstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes wurde eine vierte Säule in romanischer Anmutung aus Sandstein neu gefertigt und mit eingefügt. Nur an den Kapitellen der erhaltenen Säulen ist die ursprüngliche qualitativ gute Steinmetzarbeit noch erkennbar. Vorerst ist der Verfall gestoppt, aber da ein Wetterschutz nicht vorhanden ist, kann die Verwitterung nicht für immer aufgehalten werden. Der anwesende Herr Schulz, ein Einwohner von Hayna, hatte auch den Besuch des Kircheninneren ermöglicht; bei Kontrollbegehungen beobachtet er regelmäßig den Zustand von Portal und Kirche.
Nach den Besichtigungen und Erörterungen in Hayna fuhren die Teilnehmer der Veranstaltung nach Naundorf. Hier wurden sie vor dem Beginn der Gespräche über die Restaurierung des Portals von fleißigen Helfern des Förderkreises Romanisches Portal Naundorf mit Essen und Getränken in Form eines Imbisses an Stehtischen versorgt. Herzlichen Dank diesen Förderkreismitgliedern, die vorher auch die Speisen und Getränke sowie die Tische beschafft hatten und an den Besichtigungen und Erörterungen in Hayna nicht teilnehmen konnten.
Die Bedingungen für die Restaurierung des romanischen Portals in Naundorf boten ein anderes Erscheinungsbild. Die Verwitterung des Sandsteins war bei Restaurierungsbeginn nicht so weit fortgeschritten, auch dank eines über viele Jahre unansehnlich gewordenen aber bis zur Restaurierung wirkungsvollen provisorischen Schutzdaches.
Herr Voß berichtete den Anwesenden über die ersten Schritte zur Bildung des Förderkreises in der Ortschaft Dölbau im Jahre 2015, der sich als Ziel die Restaurierung des im Ortsteil Naundorf befindlichen romanischen Portals gestellt hatte, und wie durch Sammelaktionen bei Dorffesten, bei selbst organisierten Portalfesten mit Benefizkonzerten und bei der Beteiligung am Tag des offenen Denkmals auf das Portal und seinen Zustand aufmerksam gemacht wurde. Wichtigster „Begleiter“ war dabei die Sammelbüchse. Fördermittel wurden eingeworben und Dölbauer Firmen beteiligten sich mit Spenden. All dies ermöglichte im Jahr 2016 die Schadensaufnahme und die Erarbeitung einer mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmten Maßnahmekonzeption.
Der Steinrestaurator, Herr Albrecht, nahm im Schutze eines Foliendaches über dem vom Förderkreis bereitgestellten Baugerüst die wesentlichen Schritte der Restaurierung im Jahre 2017 vor. Anhand seiner Bilder und Erläuterungen konnten die Anwesenden Einblicke in die Arbeiten zur Entsalzung, beim behutsamen Reinigen, bei der Festigung des Sandsteins mit Kieselsäureester und bei der Ergänzung von verwitterten Sandsteinoberflächen mit einem speziellen Kalkmörtel erhalten. Die am Tympanon und an den Säulen festgestellten Farbreste konnten leider keiner bestimmten Zeit zugeordnet werden.
Dr. Höhne vom Landesamt für Denkmalschutz Sachsen-Anhalt, der sich in seiner Dissertation intensiv und umfänglich mit den romanischen Dorfkirchen des Saalkreises beschäftigt hatte, wies vor dem Portal in seinen Ausführungen auf die reiche Ausstattung der Kirche mit romanischen Elementen hin. Dies betrifft u.a. die umlaufenden Traufkanten und Lisenen an den Ecken. Vergleiche der Verzierungen und Schmuckelemente sowie das zweigeteilte Tympanon, die sich an den Portalen der Stiftskirche auf dem Petersberg und an der Naundorfer Kirche wiederholen, weisen auf die qualitätsvolle Arbeit der Steinmetze vom Petersberg hin.
In Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden wurde noch im Dezember 2017 von ortsansässigen Firmen die Fertigung und Montage eines dauerhaften Schutzdaches vorgenommen, damit das Portal künftig nicht wieder von oben durch Regenwasser durchfeuchtet wird. Dank einer großzügigen Spende der Freunde der Bau- und Kunstdenkmale konnte diese Maßnahme finanziell abgesichert und verwirklicht werden.
Ein Beitrag zur Geschichte und Gegenwart des Gebietes östlich von Halle schloss das „Exkursionskolloquium“ ab.