Jahresplanung 2017

Am 16. Februar fand ein weiteres Treffen des Förderkreises statt. Der Sprecher, Herr Voß, stellt das umfangreiche Gutachten zu den Schäden und den daraus abzuleitenden Maßnahmen vor. Er informierte ferner über den für dieses Jahr geplanten Ablauf der Konservierungsarbeiten am Portal. Die notwendigen Spenden und Fördermittel sind vorhanden bzw. es liegen entsprechende Fördermittelzusagen vor. Der vorzeitige Maßnahmebeginn ist bewilligt, sodass im April mit den Arbeiten begonnen werden kann.

Im weiteren Verlauf wurden die öffentlichkeitswirksamen Termine besprochen.

Am 17. Juni wird das 2. Portalfest stattfinden. Der Tag wird mit dem Sommerfest des Pfarrbereichs im Gemeindezentrum beginnen.

Am 18. Juni findet die MZ-Radpartie statt mit einem Verpflegungspunkt auf dem Sportplatz in Kleinkugel. Wie schon 2016 werden Mitglieder des Förderkreises am Portal präsent sein.

Nach dem regen Zuspruch im letzten Jahr werden wir uns wieder für die Teilnahme am Tag des offenen Denkmals am 10. September anmelden. Das Motto des letzten Jahres war Gemeinsam Denkmale erhalten“ und lautet in diesem Jahr „Macht und Pracht„. Im September werden die Konservierungsfortschritte am Portal augenscheinlich sein und im Gegensatz zum letzten Jahr gibt es seit Weihnachten wieder eine funktionierende Glocke. Der Förderkreis wird im Vorfeld die Zugänglichkeit des Kirchturmes bis zum Glockengeschoss sichern. Das Bild oben zeigt übrigens den Beschlag am Glockenjoch der 0,60 m Glocke von ca. 1500. Das Bild links zeigt die Einbausituation.

Geplant ist auch die Präsenz des Förderkreises beim Osterfeuer in Kleinkugel und beim Frühlingsfest in Zwintschöna.

 

Historische Aufnahmen


Wann wurde die Fehlstelle über dem Portal mit Ziegelsteinen ausgebessert, das Dach gedeckt, der Turm inspiziert? Wann ging das Äußere der Rosette im rechten Tympanonquadranten verloren? Welche Namen wurden 1925 (?) auf dem Denkmal für die Gefallen des Ersten Weltkriegs eingelassen?

Oben rechts sind z.B. noch zwei der ursprünglichen Giebelkreuze auf dem Quersatteldach des Turms zu sehen. Wann ging das südliche Kreuz verloren?

Antwort liefern unter Umständen Fotos, die im Idealfall auch eine Jahresangabe aufweisen. Das Portal ist dabei sowohl unmittelbarer Gegenstand der Aufnahmen als auch Hintergrund bei  Konfirmationen u.ä. Das Foto ganz oben z.B. ist ein Detail des Konfirmationsfotos von 1953.

Die im Laufe der Zeit gefundenen Papierbilder zur Kirche finden Sie ab jetzt unter dem Menüpunkt Bildergalerien bei Historische Aufnahmen.

Überraschend elegantes Portal

Die Überschrift müsste eigentlich als Zitat gekennzeichnet werden. Sie ist der Originalausgabe des „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Band I  Mitteldeutschland[1] von Georg Dehio entnommen. Dies ist der erste Band (1905) von insgesamt fünf Bänden (letzter Band 1912 erschienen) des Dehio-Handbuchs.

Die nach seinem Tode erschienenen Ausgaben des „Dehio“ wurden und werden von der Dehio-Vereinigung bearbeitet, erweitert und aktualisiert.

In der Ur-Ausgabe von 1905 schreibt Dehio zu dem in der Provinz Sachsen im Kreis Delitzsch gelegenen Naundorf

Dorf-K. sprom. Überraschend elegantes Portal; im abgetreppten Gewände je 2 Sll. mit gewundenen oder im Zickzack, dessen Spitzen in Dreiblätter ausgehen, kannelierten Schaften; das Tympanon in 2 Quadranten geteilt, Rosetten und freies Randornament.[2]

Die letzte unsere Region betreffende Ausgabe „Sachsen-Anhalt II: Regierungsbezirke Dessau und Halle[3] erschien 1999. Naundorf ist Teil der Gemeinde Dölbau im Saalkreis und wird mit einem umfassenderen Text berücksichtigt.

Ev. Kirche St Petrus, Paulus und Ursula. Einschiffig mit Westquerturm und 5/8-Chor von gleicher Breite. Der spätromanische Bau frühes 13. Jh., Chor um 1400, im 18. Jh. verändert; Westeingang 19. Jh. Der romanische Gründungsbau durch charakteristische Details ausgezeichnet, die Schallarkaden des Turms mit Würfelkapitellen, am Quersatteldach noch das urspr. Giebelkreuz. Am Schiff romanisches Traufgesims und einzelne romanische Fenster, an den östl. Ecken Kantensäulchen mit Kelchblockkapitellen. Der Südeingang ein zweistufiges Säulenportal mit skulptierten Säulenschäften, guten Blattkapitellen und einem zweigeteilten Tympanon mit Rosetten, im engen Anschluß an das Formenrepertoire der Stiftskirche auf dem Petersberg gestaltet.

Die nachfolgen Ausführungen zum Kircheninneren sind jedoch teilweise zu hinterfragen.

Das Innere mit Balkendecke und Empore an der West- und Südseite. Der Turm in Doppelarkade zum Schiff geöffnet, auch der romanische Triumpfbogen erhalten. Vortragekreuz mit reicher barocker Ornamentik. Spätgotische Sakramentsnische, 1504, und Piscina. Außen barocker Grabstein. An der Turmsüdseite fein gestaltetes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, um 1925.

In der Ausgabe Bezirk Halle von 1976 mit Nachdruck von 1990 wird das Kriegerdenkmal unterschlagen, aber dafür zwei Sakramentsnischen von 1415 und 1504 erwähnt.

References
1 Nachdruck 1991: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Mitteldeutschland, Deutscher Kunstverlag München Berlin 1991, ISBN 978-3-422-03023-7, Seite 224; Originalausgabe 1905 in Bibliotheken z.B. in Halle verfügbar
2 als Fließtext: spätromanische Dorfkirche mit überraschend elegantem Portal. Im abgetreppten Gewände je 2 Säulen mit gewundenen oder im Zickzack kannelierten Schaften, deren Spitzen in Dreiblätter ausgehen. Das Tympanon ist in 2 Quadranten geteilt mit Rosetten und freiem Randornament.
3 Sachsen-Anhalt II: Regierungsbezirke Dessau und Halle, Deutscher Kunstverlag München Berlin 1999, ISBN 978-3-422-03065-7, Seite 609

Offene Fragen

Im Nachklang zu dem sehr interessanten Heimatabend  tauchte die Frage nach dem Zeitpunkt und der Ursache für die mit Ziegelsteinen ausgebesserte Stelle über dem Portal auf.

In der Bildmontage links sind von oben nach unten ein aktuelles Farbfoto, zwei Schwarzweißpostkarten und die Skizze von Schönermark zusammengetragen. Zu den Postkarten siehe Blogbeitrag und Foto unten. Bildmontage in Originalgröße.

Die Skizze kann man wahrscheinlich dahin gehend interpretieren, dass im äußeren linken Bogenbereich ganz bewusst die Fehlstelle durch geschwungene Linien ersetzt wurde. Vielleicht soll auch eine Putzdarstellung angedeutet werden.

Warum an der Stelle mit Ziegelsteinen ausgebessert wurde ist nach wie vor unklar. Der Zusammenhang mit dem Orgeleinbau bleibt eine Vermutung.


Für die Überlassung des Fotos von 1967 dankt der Förderkreis Herrn Dörheit.