Glocken III

Am Heiligen Abend fand wie jedes Jahr in der Kirche Naundorf der Gottesdienst mit Krippenspiel statt. Vorher hat zum ersten Mal die instandgesetzte Glocke geläutet. Dazu hier demnächst mehr.

Bei der Recherche zu Glocken (sowohl Kleinkugel als auch Naundorf) stößt man auf „Das Buch von deutschen Glocken“ von Paul Sartori aus dem Jahr 1932. Es ist u.a. in Leipzig verfügbar, aber auch an zwei Standorten in Halle.

Ein digitalisiertes Exemplar hält die „Digitale Bibliothek der Universität Wrocław“ bereit. Der komplette Inhalt ist einsehbar. Das Inhaltsverzeichnis listet diverse Orte in Sachsen als Teil von Preußen auf, so auch Merseburg und Gutenberg, jedoch nicht Kleinkugel, Naundorf oder deren unmittelbare Umgebung.

Zur Intention seines Buches schreibt Sartori in der Vorbemerkung:

Als im Mai 1917 ein Heer deutscher Glocken die luftigen Sitze und den heiligen Dienst verlassen und ins Feld ziehen mußte, da konnte es als eine schuldige Ehrung für die Scheidenden betrachtet werden, daß eine Vielzahl volkskundlicher Vereine und der Verband selbst einen Ruf ins Land gehen ließen zur Sammlung und Aufzeichnung alles dessen, was sich an Bräuchen und Sagen, Volksglauben und sprachlichen Bezeichnungen an die Glocken anknüpft.

Glocken II

Herr Dörrheit aus Osmünde fragte beim Förderkreis nach der Existenz einer Glocke in Kleinkugel an, die bei der Erfassung von Glocken zur Einschmelzung für Kriegszwecke laut Unterlagen des Saalkreises im Jahre 1917 in Verbindung mit einem Betsaal existiert haben soll. Hierzu konnte folgendes ermittelt werden:

Der Ortsteil Kleinkugel gehörte bis 1950 als zum damaligen Saalkreis gehörende Gemeinde zum Kirchspiel Dieskau. Im Jahre 1906 wurde in Kleinkugel das jetzt noch existierende Schulgebäude (heute Wohnhaus) errichtet. Der Südgiebel dieses Schulgebäudes erhielt auskragend eine überdachte Konstruktion mit einer Glocke. Dadurch wurde ermöglicht, dass die Bürger nicht mehr zum Gottesdienst nach Dieskau laufen oder fahren mussten, denn nun erfolgten diese Veranstaltungen sonntags und feiertags in der Schule, also an Tagen, an denen kein Schulunterricht stattfand. Ein Unterrichtsraum hatte also gleichzeitig die Funktion eines Betsaales.

Diese Glocke überlebte den ersten Weltkrieg, wurde jedoch 1942 oder 1943 für den „Endsieg“ abgenommen, besser wohl herabgestürzt, denn unten angekommen steckte sie fast vollständig im Erdboden des neben dem Schulgebäude befindlichen Gartens. Erst mit Hilfe von Ochsen des benachbarten Bauern Höschel konnte sie herausgezogen und bis zum Kleinkugler Dorfplatz geschleppt werden, von wo aus ihr weiterer Abtransport erfolgte. Das „Leben“ dieser Glocke endete mit größter Wahrscheinlichkeit im Schmelzofen. Sie hatte den ersten Weltkrieg überlebt, den zweiten nicht mehr! Die Konstruktion zur Aufhängung wurde nach dem Abnehmen der Glocke entfernt.

Diese Informationen ergaben sich bei einem Gespräch mit Herrn Herbert Worg am 21. Dezember 2016.

Anmerkung: leicht überarbeitete Fassung vom Januar 2017.

Glocken I

Der Förderkreis beschäftigt sich primär mit der Konservierung des spätromanischen Portals. Dies allein ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe. Wir haben aber nie den größeren Zusammenhang aus den Augen verloren: die Kirche St. Peter und Paul und St. Ursula. Sie bietet beispielsweise den Raum für die Wäldnerorgel und Zuhörer im Rahmen unseres Portalfestes.

Zum Tag des Offenen Denkmals 2016 sind Mitglieder des Förderkreises im Turm bis ins Glockengeschoss geklettert. Jetzt gibt es auch auf unseren Internetseiten einen eigenen Menüpunkt „Glocken“ , der sich bald mit mehr Informationen füllen wird, zumal es auch eine diesbezügliche Anfrage aus der Nachbargemeinde Osmünde gab.